Wer kennt sie nicht, die sogenannten "Scheißjobs", die man machen wollte oder mußte, weil man das Geld brauchte. Der Autor Ralph Stieber hat sich dieses Themas angenommen und ein amüsantes aber auch informatives Buch zu dem Thema geschrieben: "How to survive Scheißjobs". Eine Rezension zu dem Buch findet Ihr auf meinem Blog unter "Rezensionen".
Ich freue mich, dass Ralph für ein Interview bereit war, zum Thema Scheißjobs und dem Schreiben allgemein:
1.) Hallo Ralph, ich freue mich, ein Interview mit Dir führen zu können. Als erstes würde mich interessieren, wie Du zum Schreiben gekommen bist, denn Du hast ja schon mehrere Bücher veröffentlicht? Hast Du bislang nur Bücher über das Thema Jobs veröffentlicht oder gibt es auch andere Buchveröffentlichungen von Dir?
Hallo Karina, erstmal vielen Dank für das Interview! Wie bin ich zum Schreiben gekommen? Es war eigentlich immer da. Als Kind habe ich mir meine eigenen Kinderbücher geschrieben, als Jugendlicher hab ich mir eine elektrische Schreibmaschine gewünscht und hab darauf meinen „ersten“ Roman geschrieben. Wenn ich ihn heute lese, krieg ich zwar Schweißausbrüche, aber es gibt durchaus ein paar gute Stellen. Danach ging es immer weiter, ich habe Prosa-Texte in verschiedenen Magazinen und Zeitschriften veröffentlicht und zwei Theaterstücke.
Aber als Buchveröffentlichungen gibt es das aktuelle Buch und meinen Erstling, das böse Buch über Chefs im allgemeinen und meine Abrechnung mit der Werbebranche im besonderen.
2.) Was bedeutet Schreiben für Dich, was gefällt Dir daran?
Im besten Fall, findet jeder Mensch etwas, was er gerne tut und das er am liebsten sein ganzes Leben lang machen würde. So ist es bei mir mit dem Schreiben. Ich wollte immer schreiben und hab schon immer geschrieben, mal mehr, mal weniger. Vergeht heute ein Tag, an dem ich nicht schreibe, werde ich ungeduldig, nervös und krieg schlechte Laune - das Schreiben beruhigt mich, ähnlich wie eine Droge, die einen Junkie runterbringen kann. Ich brauche das Schreiben. Kurz, das Schreiben bedeutet mir alles.
Was mir daran gefällt? Du brauchst nicht viel und kannst eine ganze Welt erschaffen. Das geht im Film auch, aber da brauchst du schon wieder jede Menge Technik, Leute und vor allem viel Geld. Beim Schreiben brauchst du entweder einen Computer oder etwas Papier und einen Stift. Du bist Gott. Du erschaffst Figuren, Kreaturen, ganze Welt und kannst sie wieder vernichten - wunderbar.
3.) Du hast ja ein Buch über Scheißjobs geschrieben, was sind denn Deine persönlichen Erfahrungen mit Scheißjobs?
Ich hab’ ne ganze Menge Erfahrungen mit den verschiedensten Scheißjobs sammeln können. Früher fand ich das nicht so toll. Ich musste immer arbeiten, neben dem Studium, um meinen Führerschein und mein Auto bezahlen zu können und damit ich schreiben konnte. Ich war Barkeeper, Tellerwäscher, Hilfskoch, Gärtner, Pizza-Lieferant,
Kellner, Videothekar, Promoter und noch ne ganze Menge mehr. Heute, zurückblickend, finde ich es toll.
In der Küche als Hilfskoch und Tellerwäscher, hab ich mehr über das Leben und Menschen gelernt, als in all den Jahren zuvor oder danach. Scheißjobs sind also die eigentliche Schule des Lebens und ich empfehle sie jedem. Wenn du noch nie einen Scheißjob in deinem Leben gemacht hast, fehlt dir was. Scheißjobs können im besten Fall zum Traumjob führen, so ist das auch schon bei großen Persönlichkeiten gewesen: Brad Pitt ist als verkleidetes Hühnchen vor einem Fast Food Laden auf und ab gehüpft. Gwen Stefanie hat Böden geputzt und Silvester Stallone hat Löwenkäfige gereinigt. Auch mich haben meine Scheissjobs zu meinem Traumjob geführt: Ich schreibe Bücher.
4.) Liest Du selber auch gerne und wenn ja, was? Hast Du Lieblingsautoren?
Ich bin nicht nur ein Schreib-Junkie, ich bin auch ein absoluter Bücher-Junkie. Aber ich denke, dass ist für einen Autoren selbstverständlich oder sollte es zumindest sein. Autoren, die selbst nicht oder kaum lesen, misstraue ich. Wenn du schreiben willst, musst du viel lesen und viel schreiben.
Es gibt Autoren, die mich zur Literatur gebracht haben: Philippe Djian, Jack Kerouac, Henry Miller, Charles Bukowski, Bret Easton Ellis und es gibt die, die ich danach entdeckt und gerne gelesen habe oder noch immer gerne lese: T.C. Boyle, Thomas Pynchon, James Frey, Michael Chabon, Martin Amis, John Niven, Donna Tartt, Knut Hamsun, John Fante, Hunter S. Thompson, Tom Wolfe, Murakami, Hans Fallada, Jack London, Irvine Welsh, John Irving, Paul Auster und sie alle inspireren und beeinflussen mich sicher auch beim Schreiben.
Am liebsten lese ich Romane. Oder auch erzählerische Sachbücher, die einen gut unterhalten, zum Lachen bringen und bei denen man auch noch was lernen kann. Bill Bryson ist so jemand, der schriebt verdammt gute erzählerische Sachbücher.
Ich lese keine Krimis. Keine Fantasy und auch keine Vampir-Liebes-Romane. Aber wenn ich mich nur für ein Buch entscheiden müsste, wäre es wohl Moby Dick - ich liebe dieses Buch. Das steckt alles drin, mehr geht nicht. Es ist perfekt.
5.) Was sind Deine weiteren Pläne in Sachen Bücher? Wird es weitere Veröffentlichungen von Dir geben?
Mein Kopf ist voll von Geschichten und neuen Ideen und auch meine Schubladen sind voll und die Wände meines Arbeitszimmers sind zugehängt mit Ideen für Romane, Sachbücher und Drehbücher - die Ideen reichen wahrscheinlich für zwei Leben und ich versuche davon so viel umzusetzen, wie ich schaffe. Ich hoffe noch viel.
Aber ganz konkret arbeite ich gerade an meinem ersten Roman „Die unglaubliche Reise des Oskar Speck“. Eine wahre Geschichte, die ich mir so zurecht schreibe, wie ich sie gerne lesen würde. Das Ergebnis wird dann hoffentlich ein unterhaltsamer, spannender, verrückter und auch humorvoller Abenteuerroman, der in den Zwanzigern in Berlin beginnt und in Australien nach dem 2. Weltkrieg endet. Das zu schreiben macht verdammt viel Spaß und was diesem Oskar Speck und seinen Freunden so passiert, überrascht mich manchmal selbst beim Schreiben.
6.) Hast Du auch eine Webseite? Wo kann man mehr über Dich erfahren?
Ja, es gibt seit kurzem einen Blog zum Buch: https://howtosurvivescheissjobs.com. Den habe ich gemeinsam mit meiner Frau gestartet und darauf bin ich ziemlich stolz, weil es eine gute Erweiterung des Buches ist. Zu vielen, im Buch beschriebenen Jobs, gibt es auf dem Blog Interviews von Menschen, die verschiedene Jobs machen: Von der Animateurin, über den Straßenmusiker, bis zum Schauspieler und es werden noch jede Menge dazu kommen. Wir haben noch viel vor mit dem Blog.
Wer weiß, vielleicht wird es mal eine nützliche Plattform, für Menschen, die sich von den vielen Erfahrungen der Menschen und deren Interviews auf dem Blog zu einem neuen Job inspirieren lassen - wenn wir das schaffen, haben wir mehr geschafft, als wir wollten. Nein, stimmt nicht, genau das wollen wir. Also, besucht den Blog, macht einen Streifzug durch die Welt der Jobs und lasst euch inspirieren!
7.) Sind auch Lesungen geplant?
Geplant noch nicht, aber angedacht und es wäre toll. Ich bin ausgebildeter Schauspieler, hab Erfahrung mit Lesungen und auch als Sprecher, was liegt da also näher, als eine Lesung zu machen? Mal schauen, ob ich da was mit dem Verlag umsetzen kann, das wäre schön.
Vielen Dank, lieber Ralph, und ich hoffe, dass das Schreiben für Dich niemals ein "Scheißjob" sein wird :-)
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