Wolfgang Ising war 38 Jahre Feuerwehrmann und hat in dieser Zeit viel erlebt, natürlich auch viele Einsätze, die belastend waren und schwer.
Nun hat er über diese Einsätze ein Buch geschrieben, welches ich hier auch rezensiert habe auf meinem Blog.
Hier nun das Interview welches ich mit Herrn Ising geführt habe:
1. Frage Ist "Für immer im Kopf" Ihr erstes Buch oder haben Sie vorher schon Bücher veröffentlicht?
"Für immer im Kopf" ist mein Erstlingswerk. Davor habe ich noch keine Bücher veröffentlicht.
2. Frage: Wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch über Ihre Arbeit zu schreiben?
In den 38 Jahren meiner Dienstzeit habe ich vom ersten bis zum letzten Tag meine eigene Chronik geführt.
In insgesamt 4 dicken Ordnern sind alle Einsätze, an denen ich beteiligt war und die irgendwo in den Printmedien
auftauchten, abgelegt. Hunderte Fotos und Zeitungsausschnitte, ergänzt durch persönliche Notizen. Darunter waren
viele schreckliche Erlebnisse, die ich nie vergessen werde und die sich ein Außenstehender nur schwer vorstellen kann.
Irgendwann kam mir der Gedanke, diese unglaublichen Geschehnisse in einem Buch nieder zu schreiben. Die Idee habe
ich jedoch sofort wieder verworfen, weil ich der Ansicht war, dass man derartige Erlebnisse keinem Leser zumuten kann.
Kollegen, die meine Chronik kannten, sahen das jedoch ganz anders. "Warum sollen die Leute nicht mal erfahren, was
sich wirklich bei
Feuerwehreinsätzen abspielt? Schreib das auf, mach ein Buch daraus. Es
wird Zeit, dass die Öffentlichkeit endlich mal die Wahrheit erfährt."
Also tat ich es. Ich pickte mir 24 Einsätze heraus und schrieb alles
auf, was ich bei diesen Einsätzen gesehen, gehört, gerochen,
gefühlt und empfunden habe. Ohne Tabus, bis ins kleinste Detail. Sehr
heftig, sehr authentisch, sehr real.
3.
Frage: War es schwer, die erlebten Einsätze während Ihrer
Feuerwehrzeit aufzuschreiben oder wirkte das Schreiben sogar eher
befreiend?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe mir hier nichts von der Seele geschrieben. Das Erlebte ist zwar für immer in
meinem Kopf, aber es bereitet mir keine schlaflosen Nächte. Allerdings war es beim Schreiben sofort wieder präsent.
So, als wären diese Einsätze eben erst passiert.
4.
Frage: Einige Geschichten in dem Buch sind wirklich heftig. Wie geht
man als Feuerwehrmann damit um, wenn man so schlimme Sachen erlebt? Wer
oder was hilft bei der Verarbeitung (außer Schreiben)?
Solange ein Einsatz läuft, hat man meistens keine Zeit zum Nachdenken. Der Job wird routiniert und professionell erledigt.
Nach dem Einsatz, wenn das
Gehirn beginnt, die schrecklichen Eindrücke zu verarbeiten, dann können
sich durchaus negative Gedanken einschleichen. Hier gibt es dann kein
Patentrezept. Jeder Feuerwehrmann entwickelt im Laufe der Zeit seine
eigene Strategie. Ich z.B. habe mich dann immer auf die positiven Dinge
des Lebens konzentriert. Auf meine Familie oder auf das Reisen, welches
eine große Leidenschaft nicht nur von mir, sondern auch von meiner Frau
ist. So konnte ich diese Gedanken stets sehr gut verdrängen, sie in den
hintersten Bereich meines Hirns verbannen. Einige von uns schaffen das
jedoch nicht immer und benötigen dann professionelle Hilfe, die es
heutzutage glücklicherweise gibt. Soziale Ansprechpartner auf den
Wachabteilungen, Gesprächsnachsorge nach belastenden Einsätzen durch
besonders geschulte Kollegen und psychosoziale Fachkräfte,
Kriseninterventionsteam, um nur einige zu nennen. Die gab es damals,
als ich anfing, leider noch nicht. Oftmals waren dann die Gespräche im
Kollegenkreis ein probates Mittel, um das seelische Gleichgewicht wieder
zu erlangen. Manchmal aber eben nicht.
5.
Frage: Ist Feuerwehrmann trotz all der schlimmen Sachen die man erlebt
ein Beruf, den Sie gerne ausgeübt haben? Wo sehen Sie die Vor- bzw.
Nachteile an Ihrem Beruf?
Ich kann mir keinen
spannenderen und abwechslungsreicheren Beruf vorstellen. Ich war mit
Leib und Seele Feuerwehrmann und bin es noch heute. Die Feuerwehr hat
immer noch einen sehr hohen Stellenwert in der Bevölkerung. Ein echter
Vorteil gegenüber manch anderer Berufsgruppe. Allerdings muss ich als
Feuerwehrmann bereit sein, zu jeder Tag- und Nachtzeit,
an Sonn- und Feiertagen, bei jedem Wetter und oft unter widrigen Bedingungen einen schweren, gefährlichen, manchmal
sogar lebensgefährlichen Job zu erledigen, der mir sehr viel abverlangt und bei dem ich oft lange von zu Hause und somit
von meiner Familie abwesend bin. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich meinen Dienst bei der Berufsfeuerwehr versehe oder
mich in einer Freiwilligen
Feuerwehr engagiere. Und ich werde während meiner Tätigkeit mit vielen
schrecklichen Dingen konfrontiert. Dessen muss ich mir bewusst sein,
wenn ich mich als junger Mensch für diesen Beruf entscheide.
6. Frage: Lesen Sie selber auch gerne, wenn ja welche Art von Büchern?
Ich lese sehr gerne alles, was irgendwie mit Reisen zu tun hat. Also Reiseberichte, Reportagen aus fernen Ländern,
Berichte über interessante Städte usw.
7.
Frage: Was sind Ihre weiteren Pläne in Sachen Schreiben? Werden Sie
Lesungen machen und ist vielleicht später sogar eine Fortsetzung von
"Für immer im Kopf" geplant?
Bei entsprechender Nachfrage bin ich gerne bereit, Lesungen zu machen, weil ich den direkten Kontakt zum Publikum mag.
Ob ich ein weiteres Buch schreibe, hängt maßgeblich von der
Resonanz der Leser auf mein aktuelles Werk ab. Stoff für eine
Fortsetzung wäre jedenfalls noch reichlich vorhanden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen