Katrin Koppold schreibt sehr schöne Romane, von denen ich einige auch schon kenne. Im November erscheint ihr neuer Roman "Mondscheinblues", und passend zum Neuerscheinungstermin hatte ich die Gelegenheit mit Katrin Koppold ein Interview zu führen. :-)
1.) Liebe Katrin, wann enstand bei Dir der Wunsch, Schrifstellerin zu werden?
Wie die meisten Schriftsteller habe
auch ich schon immer viel geschrieben. Mein Bruder bekam von mir zum
Beispiel einmal ein Märchenbuch zu Weihnachten geschenkt und mit 14
habe ich eine Liebesgeschichte im Stil der damaligen Denise-Heftchen
angefangen. Außerdem war ich einige Jahre freie Mitarbeiterin bei
einer lokalen Zeitung und habe nach der Schule dort auch ein
Praktikum gemacht. Richtig von der Pike auf gelernt, habe ich es aber
erst durch in einem zweijährigen Fernstudium und in den
Schreibkursen von Rainer Wekwerth, einem Autor des Arena-Verlags.
Es gibt bestimmt Menschen, die
irgendwann einmal auf die Idee kommen, sich hinzusetzen und aus dem
Stegreif und ohne jede Erfahrung ein wirklich tolles Buch schreiben.
Aber ich denke, das sind Ausnahmen. Natürlich hat Schreiben auch
etwas mit Talent und Leidenschaft zu tun, vor allem aber mit Handwerk
und einer Menge Selbstdisziplin.
2.) Was war Dein erster Roman?
„Hochzeitsküsse und Pistolen“ –
Allerdings spielt der Roman in der ersten Fassung noch im Hunsrück,
der Region, in der ich aufgewachsen bin. Vor fünf Jahren lag ich
krank im Bett und las einen Kriminalroman von ValMcDermid, „Moor
des Vergessens“, der mich so fasziniert hat, das ich wusste: Jetzt
ist der Zeitpunkt für ein eigenes Buch gekommen. Ich bin sofort
aufgestanden, zu meinen Eltern in den Garten gegangen und habe ihnen
verkündet: Ich schreibe jetzt ein Buch.“ Und ich fügte spontan
hinzu: „Und das ist mein Mordopfer.“ In diesem Moment ging
nämlich unsere Postbotin gerade am Zaun vorbei. (Eine Postbotin ist
es auch tatsächlich geblieben.) Überhaupt habe ich ziemlich viele
Menschen aus unserem dörflichen Umfeld mehr oder weniger 1:1
übernommen, weswegen meine Freundin irgendwann meinte: „Wenn du
willst, dass deine Eltern weiter hier wohnen bleiben, solltest du
deine Figuren stärker verfremden.“ Ich habe die Handlung dann
einfach nach England verlegt. Beschwerden kamen bis heute noch keine.
**gg**
3.) Baust Du in Deine Romane auch
eigene Erfahrungen ein?
Ja, sehr viele. In all meinen
weiblichen Hauptfiguren steckt ein Teil von mir selbst. Am meisten in
Fee, aus „Zeit für Eisblumen“. In diesem Roman habe ich sehr
viel von der Zeit nach der Geburt meiner Tochter verarbeitet. Mein
früherer Schreiblehrer, der auch selbst erfolgreich meinte einmal:
„Jeder, der mir etwas Gutes oder Schlechtes tut, wird in meinen
Büchern verbraten. Das ist bei mir ganz ähnlich. Ich glaube, so
furchtbar viel Fantasie habe ich gar nicht. Ich bin eher ein guter
Zuhörer und ich kann mir kleine absurde Alltagssituationen gut
merken. Die muss ich mir noch nicht einmal aufschreiben. Sie
schlummern in meinem Gehirn und warten auf ihren Auftritt.
4.) Liest Du selber auch gerne, wenn ja
was? Wer sind Deine Lieblingsautoren?
Ich lese jeden
Tag. In meiner Mittagspause, die ich mir nur in ganz seltenen
Ausnahmefällen stehlen lasse, und abends im Bett. Am liebsten mag
ich Jugendromane, Krimis (KEINE Thriller, das machen meine Nerven
nicht mit) und natürlich auch Liebesromane. Wobei ich da nicht so
gut abschalten kann. Entweder stürzen sie mich in tiefe Depression,
weil ich denke, so etwas Wunderbares niemals selbst schreiben zu
können. Oder ich bin gelangweilt, weil mir viele Kniffe, mit denen
wir Liebesromanautorinnen so arbeiten, natürlich vertraut sind.
Jojo Moyes, Marian
Keyes, Sophie Kinsella, Markus Zusak und, John Green mag ich sehr
gerne, wobei es eigentlich unfair ist, das gerade die mir sofort in
den Sinn kommen, denn es gibt auch abseits der großen Namen viele
Autoren, die wundervolle Bücher schreiben. Meine Kolleginnen Kira
Gembri, Nikola Hotel, Marah Woolf und Ivonne Keller, um nur einige zu
nennen, können sich nämlich meiner Meinung nach durchaus mit ihnen
messen.
5.) Was ist das Besondere am Schreiben,
was magst Du daran?
Ich finde es auch nach dem siebten Buch
immernoch wundervoll, mich durch das Schreiben vom Alltag wegträumen
zu können und Welten zu erschaffen, in denen ich mich selbst gerne
aufhalten würde. Außerdem kann ich durch meine Bücher das Gefühl
des ersten Verliebtseins immer und immer wieder erleben. An jeden
meiner männlichen Hauptfiguren habe ich nämlich bisher mein Herz
verloren.
6.) Dein schönstes Erlebnis in Bezug
auf Schreiben?
Meine Recherchefahrt in die Toskana für
„Aussicht auf Sternschnuppen“. Da ich alle Schauplätze so
originalgetreu wie möglich beschreiben wollte, bin ich die ganze
Reiseroute im Roman abgefahren. Bei strahlendem Sonnenschein, in
meinem Cabrio und mit Hape Kerkelings Hörbuch „Ich bin dann mal
weg“ als einzigem Begleiter. Es war spannend, am Gardasee nach
einem romantischen Platz zu suchen, an dem sich Nils und Helga
zusammen die Sternschnuppen ansehen oder in der Nähe von Lucca nach
einem Landsitz Ausschau zu halten, in dem die Goldene Hochzeit von
Giuseppes Eltern stattfinden könnte. Ich bin zum Obernberger See
gewandert, durch die Straßen von Verona spaziert, in Viareggio habe
ich in der Trattoria Chiesina gegessen und in der Kirche von Vinci
eine Kerze angezündet. Nur zu einem abendlichen Bad im Meer konnte
ich mich durchringen, da ich ebenso wie Helga ziemlich große Angst
davor habe, was sich dabei so alles unter mir herumtummelt. Danach
sind noch viele weitere Recherchefahrten gefolgt, aber das erste Mal
war einfach ein ganz besonderes Erlebnis.
7.) hast Du auch schon mal Kritik
bekommen für ein Buch? Wenn ja, wie gehst Du damit um?
Je älter das
Buch ist, je mehr es bereits gelobt wurde, desto gleichgültiger sind
sie mir, denn nur aus den wenigsten Rezensionen kann ich etwas
Konstruktives mitnehmen. Die einen Leserinnen können sich zum
Beispiel unheimlich gut in meine Lieblingsfigur Fee hineinfühlen,
andere sagen, dass sie furchtbar hohl sei, eine schreckliche,
schlechte Mutter, ein verzogenes Luxusweibchen.
Anfangs ist es mir jedoch wirklich unheimlich schwer gefallen, zu akzeptieren, dass Bücher nun einmal Geschmackssache sind und nicht jedem gefallen können. Vor allem wir Frauen neigen ja dazu, es jedem recht machen zu wollen.
Ich versuche mich eher an den guten Rezensionen zu erfreuen. Auf einer meiner Lesungen haben mir zwei Bloggerinnen ein Buch mit Rezensionen mit den schönsten Sätzen aus meinen bisherigen Besprechungen. Dieses Geschenk hat mich sehr gerührt gemacht. Zu lesen, wie vielen Menschen meine Bücher bisher etwas mitgegeben haben, ist einfach wunderschön.
Anfangs ist es mir jedoch wirklich unheimlich schwer gefallen, zu akzeptieren, dass Bücher nun einmal Geschmackssache sind und nicht jedem gefallen können. Vor allem wir Frauen neigen ja dazu, es jedem recht machen zu wollen.
Ich versuche mich eher an den guten Rezensionen zu erfreuen. Auf einer meiner Lesungen haben mir zwei Bloggerinnen ein Buch mit Rezensionen mit den schönsten Sätzen aus meinen bisherigen Besprechungen. Dieses Geschenk hat mich sehr gerührt gemacht. Zu lesen, wie vielen Menschen meine Bücher bisher etwas mitgegeben haben, ist einfach wunderschön.
8.) Was sind Deine weiteren
Buchprojekte?
Am 2.11. erscheint mein neuer Roman
„Mondscheinblues“. Eigentlich sollte das Buch ein reines
Übergangsprojekt sein, und ich habe es vor allem geschrieben, weil
sich so viele Leserinnen gewünscht haben, dass Nina, die sie aus
„Hoffnung aus Kirschblüten“ kannten und so sympathisch
empfanden, auch ihr Happy End bekommt. Aber im Laufe des Schreibens
bin ich so in der Geschichte aufgegangen, dass ich aktuell behaupten
würde, dass „Mondscheinblues“ mein bisheriges Lieblingsbuch ist.
Geplant ist außerdem ein
weihnachtlicher Kurzroman mit dem Titel „Zimtzauber“, ein
Jugendroman und eine Geschichte, die mich schon seit einem Jahr
verfolgt und auf die ich mich unheimlich freue. Der Arbeitstitel ist
„Immer wieder im Sommer“. Es wird wieder mal eine Roadnovel und
sie wird meine Figuren bis nach Amrum führen. Aber trotzdem wird in
diesem Buch vieles anders sein, als in meinen bisherigen Geschichten.
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Vielen Dank,
Auf dem Bild hält Katrin ihre eigene Coverversion in der Hand, inzwischen gibt es aber von dem Buch ein anderes Cover.